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Weltweit die ersten grenzübergreifenden Fairtrade-Städte
Festakt auf der Länderbrücke - Information, Unterhaltung und Genuss beiderseits der Salzach
Man hörte es mehr als einmal an diesem sonnigen Sonntag: "Laufen versteht zu feiern." Beim Festgottesdienst war die Stiftskirche proppenvoll, zum Festakt auf der Länderbrücke standen die Menschen Schulter an Schulter. Tausende flanierten anschließend durch die Altstadt und ließen sich zu Speis und Trank, zum Genießen und Ratschen nieder. Seit Sonntag sind Laufen und Oberndorf "Fairtrade-Städte" und stehen damit auf einer Ebene mit Madrid, London und Paris, wie Landratsstellvertreter Lutz Feiler feststellte. Es war zudem die weltweit erste grenzübergreifende Auszeichnung.
Drent und herent fairer Handel. "Da wächst zusammen, was zusammengehört", sagte Eberhard Zeh. Der evangelische Pfarrer lobte die Verantwortlichen beiderseits der Salzach für ihre "jahrzehntelange subversive Arbeit", die zur "Umkehr" geführt habe. "Fairtrade: Drunter läuft nichts mehr", schrieb er auch der Politik ins Stammbuch: "Hinter jeder Tasse Kaffee stehen Mütter, Väter, Kinder, die nichts anderes wollen als wir: fairen Lohn."
Man könne nicht von Demokratie reden, von Menschenrechten und einem christlichen Menschenbild, wenn "der eigene Einkaufswagen ein einziger Müllhaufen und Ausfluss von Sklaverei ist". Aber: "In Laufen, da läuft was." Da heiße die "Krönung" in der Kaffeetasse nicht mehr Jacobs, sondern Gepa oder El-Puente. "Die Regale werden neu bestückt, die Menschen erfreuen sich an einer Stadt und Altstadt, in der das Leben blüht. Und die Wiesen bleiben grün, weil keine neuen Supermärkte mehr gebraucht werden."
Wozu auch, fragte der Pfarrer die Besucher. "Regional, saisonal und fair braucht keine Einkaufszentren." Eberhard Zeh erntete für seine Predigt langanhaltenden Beifall, ebenso Stiftskantor Thomas Netter an der Orgel und Bläser Igor Oder für die musikalische Gestaltung. Voran die Stadtkapelle, marschierte ein langer Zug mit zahlreichen Vereinsfahnen auf die Länderbrücke. Dasselbe von Oberndorfer Seite, wo zuvor in der Pfarrkirche ebenfalls ein Festgottesdienst gefeiert worden war.
"Gelebten Gemeinsinn" erkennt Bürgermeister Hans Feil in seiner Heimatstadt, Menschen, die sich für andere einsetzen und über den Tellerrand hinaus blickten. "Diese Auszeichnung ist auch Verpflichtung." Für seinen Oberndorfer Amtskollegen Peter Schröder schlägt dieses Siegel "Brücken in die weite Welt".
Entscheidend sei, welche Spuren man hinterlasse, meinte Astrid Rössler. Die frisch gewählte Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreterin betonte ausdrücklich, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz zum Regierungsprinzip der neuen Salzburger Koalitionsregierung erklärt wurden. Ihr "legeres" Auftreten zu diesem Festakt begründete sie mit fair hergestellter und gehandelter Kleidung, denn das sei ihr ein ehrliches Anliegen und jeder Einkauf sei eine bewusste Entscheidung. Fairer Handel habe schon viel erreicht, würdigte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler, "allerdings liegt nicht zuletzt in Sachen Kleidung noch ein weiter Weg vor uns".
"My fair Ladies and Gentlemen", begrüßte Manfred Holz die Gäste mitten auf der Länderbrücke. Der Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland betonte, dass dieses Siegel nicht "für lau" und nicht so nebenbei zu erwerben sei, sondern Engagement erfordere. Erfreulich aus seiner Sicht: Der faire Handel wuchs in Deutschland im Vorjahr um 33 Prozent auf einen Umsatz von 533 Millionen Euro. Allerdings gebe jeder Bundesbürger im Schnitt nur 6,50 Euro pro Jahr dabei aus. Da sei etwa Österreich mit 20 Euro pro Kopf schon weiter. Holz' Vertreterin Elke Schaub überreichte anschließend eine "geteilte" Urkunde an die beiden Stadtoberhäupter, dazu für jede Stadt eine komplette.
Schüler der Oberndorfer Schulen hatten "fairdrahte Stangerl" gebacken, die ein jeder mit einem anderen teilen sollte. Ein Bläserensemble der Stadtkapelle intonierte dazu ein Stück des heimischen Komponisten Wolfgang Hein und Harald Rehrls "Laufener Lied". Mit Musik ging es dann auf beiden Seiten weiter: In der Oberndorfer Handelsschule gab es Life-Rock für das jüngere Publikum, am Marienplatz stimmte der Triangl-Chor ein afrikanisches Lied an.
In einer Riesenpfanne kochte Hias Schauer für den Weltladen Gemüsereis; die zweihundert Portionen aber waren nach kaum einer halben Stunde verspeist. Daneben hatten am Stand der Naturschutzakademie junge Forscher und Bastler viel zu tun. Der Bund Naturschutz betrieb einen Solar-Backofen und stellte den Laufener Landweizen vor, eine dreihundert Jahre alte Sorte, die inzwischen auch von Bierbrauern nachgefragt wird.
Infostände informierten über Projekte in aller Welt, ein Stand bot attraktiven Schmuck aus Kambodscha, hergestellt aus Bombenhülsen. Der Weltladen aus Teisendorf unterstützte das Fest der Laufener und die Solidargemeinschaft Berchtesgadener Land präsentierte sich neben den gleichnamigen Milchwerken. Das Unternehmen spendet den Erlös von 300 Euro an den Laufener Weltladen. Einfallsreich und bunt war die Modenschau im neuen Oberndorfer Schulgebäude. Auch Laufens Geschäfte hatten an diesem Festtag geöffnet. "Fair feels good" stand auf den rund fünfhundert Gasballonen, die am Nachmittag über dem Europasteg aufstiegen, mit "Fair-Trade-Kärtchen" und der Laufener Adresse daran. Welcher Ballon wird den weitesten Weg zurücklegen?
Bis zu den Kaffeebauern in Tansania oder den Näherinnen in Bangladesh wird es gewiss keiner schaffen. Und doch sei man mit jenen eng verbunden, wie Eberhard Zeh in seiner Predigt beschrieb: "Unser Handel und unser Handeln entscheidet darüber, ob unsere Kinder eine Zukunft haben; egal ob sie in Laufen wohnen oder in Bangladesh." - "Fairtrade. Wir haben uns entschieden", so der Pfarrer, "Fairtrade. Darunter läuft nichts mehr. Der Tisch ist gedeckt. Für alle. Amen."
Bericht von Hannes Höfer, 25. Juni 2013