Wälder mit Schutzfunktion für den Waginger See

Was hat ein Wald in Wonneberg mit dem Schutz des Waginger Sees zu tun?

Bei einem Waldbegang in der Ökomodellregion erläuterte Förster Max Poschner  gemeinsam mit Leonhard Strasser (Agrarbündnis) und Hans Praxenthaler (Arbeitsgemeinschaft naturgemäßer Waldbau), wie z.B. der Schutzwaldstreifen am Panolsgraben in Wonneberg so bewirtschaftet werden kann, dass er seine Schutzfunktion für den Seezubringer als Nährstoffrückhalt und Wasserspeicher  auch in Zukunft erfüllen kann.

Das eher lockere Molassegestein im Untergrund ist die Hauptursache, warum sich Gräben wie der Dobelgraben, Lohbach oder Ramgraben seit Jahrhunderten tief ins Gelände eingraben und die Landschaft im Seeneinzugsgebiet mit geformt haben. Das Gelände an beiden Seiten der Gräben ist so steil geworden, dass der Wald darauf schwer zu bewirtschaften ist. Eine vielfältige und möglichst naturnahe Artenzusammensetzung ist für diese Schutzwaldstreifen besonders wichtig, sonst wird die dünne und lockere Humusschicht als Grundlage des Waldbodens in den Dobelbach geschwemmt und landet bald im See. „Wir brauchen die Nährstoffe aus dem Humus dringend für ein gesundes Wachstum unserer Bäume und nicht im See, wo sie nur die Algen wachsen lassen“, so Förster Max Poschner, der eine Karte zu den Schutzwäldern im Seeneinzugsgebiet vorstellte. Den wichtigsten Beitrag zur Stabilisierung des Waldbodens leisten in diesem Fall Nadelbäume und besonders die Tanne, weil ihre Pfahlwurzel den Boden auch dort festhalten kann, wo dies flachwurzelnde Arten wie die Fichte nicht mehr schaffen. Noch dazu setzen steigende Jahresdurchschnittstemperaturen und ausgeprägte Trockenheitsphasen der Fichte immer stärker zu. An steilen Stellen ist auch ein reiner Buchenwald nachteilig, denn der lockere Blatthumus aus dem Buchenwald gerät leichter ins Rutschen als der Boden in einem möglichst vielfältigen Mischwald mit seinen verschiedenen Wurzeltiefen.

Anhand eines markanten Hangstücks, das erst seit wenigen Jahren intensiv bejagt wird, erläuterte Leonhard Strasser die Bedeutung einer Regulierung des Wildbestands: Zwischen hohen alten Kronenbäumen und dem gleichmäßigen Jungwaldbestand aus jüngster Zeit gibt es keine Zwischenstufen im Baumbestand, d.h. eine Naturverjüngung hatte es bis dahin nicht gegeben, der Weiterbestand des Schutzwaldes war in Frage gestellt. Eine ausreichende Bejagung ist im Waldgesetz vorgeschrieben und für einen naturnahen Waldumbau unerlässlich, darauf wies Leonhard Strasser als Mitorganisator und als Bewirtschafter dieses Waldstücks hin.

Wo soll man als Waldbesitzer in den Bestand eingreifen und wo der Natur freien Lauf lassen? Hans Praxenthaler plädierte dafür, von der Natur zu lernen und mit ihr zu arbeiten statt gegen sie. Auch früher unerwünschte Baumarten wie die Birke, eine Kirsche oder andere Laubholzarten tragen zu einem vielfältigen und strukturreichen Bestand bei und erfüllen Funktionen im Ökosystem, die wir nicht alle kennen. Bei der Stärkung und Pflege des Mischwaldes zählt vor allem, was der Waldbesitzer haben will: So kann er sich einzelne Edellaubstämme zum Verkaufen ziehen oder auch einmal der raren Fichte im steilen Buchenbestand bei der Durchsetzung helfen. Unregelmäßiges Auflichten im Waldbestand bringt Licht in den Boden und hilft einer stabilen Naturverjüngung – „Waldwirtschaft ist ein Spiel mit Licht und Schatten“, so Praxenthaler, selbst Waldbauer mit Leib und Seele. Ein strukturreicher Wald mit jungen und alten Bäumen im Mischbestand sorgt nebenbei für eine hohe Artenvielfalt und niedrigeren Schädlingsdruck im Wald.

Wo der Hang schon an einzelnen Stellen ins Rutschen geraten ist, kann es hilfreich sein, einen größeren Laubbaum am Rand zu fällen und liegen zu lassen, um den Abriss zu stabilisieren, schlug Förster Poschner vor.

Dreißig interessierte Teilnehmer waren trotz heftigen Regens der Einladung der Ökomodellregion gefolgt und diskutierten im Anschluss rege. Die Abflusssituation an den Gräben hat sich anders als vor wenigen Jahrzehnten bei starkem Regen dramatisch verschärft. Während das Wasser in den Wonneberger Tobeln früher stärker mäandern konnte, die Wassermengen bei Regen langsamer eintrafen und das Wasser klarer blieb, zeigt sich die fortschreitende Versiegelung  unserer Landschaft in extrem beschleunigten Abflüssen im Gewässer und, dadurch bedingt, erhöhter Erosion. Auch die Fischwelt wird stark beeinträchtigt. Bürgermeister Martin Fenninger aus Wonneberg würde sich an manchen Stellen deshalb einen stärkeren Rückhalt für Bäche und Tobel mit Augenmaß als Schutz vor Erosion wünschen. Das Wasserwirtschaftsamt sehe solche Aktivitäten allerdings kritisch. Einig waren sich die Teilnehmer darüber, wie wichtig es wäre, wieder mehr Wasser in der Landschaft zurückzuhalten, ehe die Abflüsse im Graben landen – doch bisher weisen alle Tendenzen in die gegenteilige Richtung, ob bei der Versiegelung oder auch der zunehmenden Bodenverdichtung.

Einer Verdichtung von Waldböden kann durch eine sinnvolle Kombination aus  unterschiedlichen Bringmethoden begegnet werden, das verringert die Anzahl der Rückegassen und schont den Waldboden – nicht nur in der Landwirtschaft, auch im Wald  ist der Schutz vor Verdichtung ein wichtiger Faktor. Der Waldbegang zeigte, wieviele Faktoren bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft zu beachten sind  und welches Potential ein naturnah bewirtschafteter Wald für den Schutz des Waginger Sees langfristig bietet.

Die Gemeinden der Ökomodellregion haben sich freiwillig verpflichtet, den naturnahen Waldbau auf kommunalen Waldflächen zu unterstützen, auch um ihrer Vorbildfunktion für private Waldbesitzer gerecht zu werden – und sie haben sich verpflichtet, der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung den Vorrang zu geben, wo dies möglich und sinnvoll ist, um weitere Versiegelung zu bremsen.

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