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Österreichische Delegation zu Besuch - Landesrat Johann Seitinger aus der Steiermark informiert sich über Ökomodellregion
Nachrichten aus dem Landkreis Traunstein/ Chiemgau 24
24.09.2020 | Stand 24.09.2020, 12:49 Uhr; Autorin Pia Mix
Eine Delegation aus der Steiermark mit Landesrat Johann Seitinger an der Spitze besuchte kürzlich den Chiemgau und Rupertiwinkel und interessierte sich für die "Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel". Die Beteiligten waren sich einig, dass beide Länder voneinander lernen und von den Erfahrungen des anderen profitieren können.
In Stein a. d. Traun war die Delegation zu Gast in der Schlossbrauerei, die sehr stark auf Regionalität setzt und einen 25-prozentigen Bioanteil am Bierausstoß verzeichnet – mit steigender Tendenz. Seit 2015 arbeitet die Brauerei mit der Ökomodellregion zusammen und hat vor drei Jahren das Label "Waginger See Hoibe" eingeführt, um deutlich zu machen, dass die Zutaten für dieses Steiner Bier aus der Region kommen. Vertriebsleiter Christian Eder von der Schlossbrauerei: "Die Kunden wollen wissen, was sie essen und trinken, woher was kommt. Und wenn die Qualität passt, geben sie dafür gern auch mal mehr Geld aus."
Die Corona-Zeit habe die Brauerei relativ glimpflich überstanden, da jetzt die Regionalität ein Vorteil sei und viele Kunden mehr darauf achten, wo sie kaufen und was aus der Region kommt. Für Landwirt Hans Empl aus Heiligkreuz, einer der ersten Lieferanten von Bio-Braugerste, ist nicht der Verdienst allein entscheidend, sondern "die richtige Einstellung, man braucht Idealismus".
Ziel der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und der übrigen 26 Modellregionen in Bayern ist es, Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Produkten zu verbessern und das Bewusstsein dafür bei den Bürgern zu steigern, wie Martina Kronast und Claudia Heid, in München für die Begleitung der Ökomodellregionen mit zuständig, erläuterten.
Ein aktuelles Problem der Ökomodellregionen kam bei dem Treffen zur Sprache, das man bei dieser Gelegenheit gern auch an die Staatsministerin Michaela Kaniber weitergegeben hätte, die jedoch in Stein nicht dabei war. Marlene Berger-Stöckl, Projektmanagerin der Ökomodellregion Waginger See, erläuterte, dass die bisherige Förderung der Personalkosten in Höhe von 75 Prozent, die fünf Jahre lang galt, nun schrittweise in drei Jahren auf 60, 40 und am Ende 20 Prozent reduziert werde. Wagings Bürgermeister Matthias Baderhuber führte dazu aus, dass in der Ökomodellregion sowieso nur die Personalkosten gefördert würden, keine Projekte. Die zehn beteiligten Gemeinden finanzieren die restlichen Kosten, verteilt nach einem Schlüssel entsprechend der Einwohnerzahl. Baderhuber: "Die Ökomodellregion ist wirklich ein gutes Projekt, das unbedingt weiterlaufen soll." Eine entsprechend hohe Förderung durch das Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten wäre seiner Meinung nach ein "Zeichen der Wertschätzung dieser Arbeit", denn schließlich würden hier die Ziele der bayerischen Staatsregierung für mehr Ökolandbau bis 2030 verfolgt. Ministerialrat Anton Hübl vom
Landwirtschaftsministerium erklärte: "Die Staatsministerin sieht sehr wohl, wie gut das funktioniert, und ist glücklich darüber. Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen." Zunächst sei die höhere Förderung als Anschub richtig gewesen.
Der steirische Landesrat Johann Seitinger findet es auch wichtig, so gut funktionierende Initiativen nicht sich selbst zu überlassen: "Die Gelder sind hier sehr gut investiert." In Österreich würden ähnliche Projekte in der Regel mit einem hohen Anteil an EU-Geldern gefördert. In seinem Heimatland sei man bereits auf einem guten Weg, was regional hergestellte Bioprodukte betrifft, Verbesserungsmöglichkeiten gebe es aber immer.
Den Gast interessierte vor allem auch, wie die Kommunen zur Modellregion stehen und welche Motivation dahintersteht. Die beiden anwesenden Bürgermeister Matthias Baderhuber aus Waging und Stefanie Lang aus Taching konnten ihm versichern, dass anfängliche Bedenken längst ausgeräumt seien und die Kommunen voll und ganz hinter dem Projekt stünden.
Stefanie Lang, Vorstandsmitglied der Ökomodellregion, nannte die Ziele, die seit 2014 verfolgt werden. Zunächst war für die Gründung der Modellregion der Gewässerschutz ausschlaggebend. Inzwischen geht es auch um die Erhöhung der Zahl an Biobetrieben, ohne dabei die konventionellen Betriebe völlig außer Acht zu lassen. Sanfter Tourismus und eine Steigerung der Wertschöpfung in der Region sowie Natur- und Umweltschutz sind weitere wichtige Anliegen, über die sich der österreichische Landesrat informierte.
Im Anschluss an den Aufenthalt in Stein besuchte die Delegation den Bio-Betrieb von Sebastian Kettenberger in Tittmoning. Er vermarktet alles direkt, sein Geflügel mit Spezialitäten wie Perlhühner oder Wachteln, außerdem Fleisch, Eier und Nudeln. Er ist Vorsitzender vom Verein "Ökogenuss Waginger See", einem neuen Zusammenschluss von Bio-Direktvermarktern in der Ökomodellregion. Danach ging es noch weiter zur Landwirtschaftsschule in Laufen, Abteilung Hauswirtschaft, sowie zur Biobäckerei Wahlich in Surheim, wo sich die Gäste zum Thema Genussschein-Modell informierten.
Autorin: Pia Mix