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„Mangelnde Unterstützung für die Landwirtschaftsministerin“
Marlene Berger-Stöckl enttäuscht über den Ausstieg der drei BGL-Gemeinden aus der Ökomodellregion
Hannes Höfer, Südostbayerische Rundschau SOR vom 11. Dezember 2018
Rupertiwinkel. Marlene Berger-Stöckl ist traurig. Die Projektmanagerin der Ökomodellregion Waginger See / Rupertiwinkel hätte sich gewünscht, dass der erfolgreich beschrittene Weg mit allen zehn Gemeinden gemeinsam weitergegangen wird. Doch die drei Gemeinden des Berchtesgadener Landes steigen nach jetzigem Stand aus. Nicht sofort, aber in drei Jahren. Teisendorf und Laufen haben es bereits beschlossen. Saaldorf-Surheim wird noch vor Weihnachten darüber abstimmen. Die drei Gemeinden werden sich mehr zur Biosphärenregion Berchtesgadener Land hin orientieren. Die hat personell stark aufgestockt und will sich künftig ebenfalls dem Thema Ökolandbau widmen.
„Ich hätte mir gewünscht, dass es in diesem Rahmen weitergeht“, sagt Berger-Stöckl im Gespräch mit der Heimatzeitung, „es ist alles so gut angelaufen und die Vernetzung der beiden Landkreise war hervorragend.“ Von der Mitgliedschaft der drei Gemeinden hätten alle profitiert. Begeisterung für die Sache spricht aus ihr, wenn sie aufzählt, was in der kurzen Zeit alle gelungen ist und auf den Weg gebracht wurde, vom Biokäseprojekt bis zum Wirtenetzwerk, von den Bioerlebnistagen bis zur Vermarktung von Bioobst, Fleisch und Laufener Landweizen, von der Zusammenarbeit mit den Biodirektvermarktern, Bäckern, Surmühle und Dorfläden, Schlachthof, Kelterei und Gut Edermann, Naturschutzakademie Laufen und dem Lebensmitteleinzelhandel. Und das mit gerade mal 1,15 Personalstellen. „Wir könnten sofort drei Leute beschäftigen“, verdeutlicht sie den Umfang möglicher Arbeitsfelder. „Es wäre genügend Arbeit für beide da, für Biosphäre und ÖMR.“
In Sachen Biolandbau stehe die Biosphäre am Anfang, man habe also viele Aufgaben, um die Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern in den drei BGL-Gemeinden, wie es die Ökomodellregion vorlebt, in den übrigen Landkreis Berchtesgadener Land auszuweiten, und hier könnten die drei Gemeinden als wichtige Schnittstelle fungieren, meint sie. Auch der Tourismus könnte von einer Vernetzung profitieren. Mit ihren zehn Gemeinden habe die hiesige ÖMR genau die richtige Größe, ist Berger-Stöckl überzeugt, groß genug, um etwas auf den Weg zu bringen, aber so klein, um alle mitzunehmen und zu betreuen. „Wir sind Vorbild in ganz Bayern“, erklärt die Managerin nicht ohne Stolz. Sie lobt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die sich gleich nach ihrem Amtsantritt für eine Verlängerung der ÖMR-Förderung eingesetzt habe. „Enttäuscht bin ich, dass der mutige Kurs der Ministerin und ihr persönlicher Einsatz für die Ökomodellregion ausgerechnet in diesen drei Gemeinden ihres Heimatwahlkreises keinen Widerhall mehr findet, während sich gleichzeitig 27 bayerische Regionen derzeit als Ökomodellregion bewerben und damit ein starkes Aufbruchssignal für den Kurs der Ministerin setzen. Die Ökomodellregion hat die Biosphärenregion seit dem Beitritt der drei Gemeinden inhaltlich voll unterstützt und ich hätte mir von der Biosphäre umgekehrt gewünscht, hier keine unnötige Konkurrenzsituation aufzubauen.“
„Im April war man sich in der Runde der Bürgermeister einig, gemeinsam weiter zu machen“, blickt Berger-Stöckl auf die Entwicklung, desgleichen in einer Vorstandssitzung im August. „Im September hatten wir noch mehrere gemeinsame Projekterfolge. Es war schon ein Schock, als es dann im Oktober hieß, wir übergeben das Thema jetzt an die Biosphäre.“ Eine konsequente Förderung des Ökolandbaus gehe über die Förderung von Regionalprodukten wie in der Biosphärenregion deutlich hinaus und sei am Abtsee als Vorsorgemaßnahme für den Gewässerschutz genauso wichtig wie am Waginger See.
Ganz ähnlich äußert sich Kirchanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner: „Es hat uns in dieser Form schon überrascht“, habe es doch im Vorfeld einen intensiven Austausch zwischen Ökomodellregion und Biosphäre gegeben. Der ÖMR-Vorsitzende berichtet, dass auch ein Sofortausstieg der drei BGL-Gemeinden im Raum gestanden habe. Diese Dreijahresfrist sei ein Kompromiss, mit dem beide Seiten leben könnten, „leben müssen“, schiebt er sofort hinterher.
„Es ist alles im Fluss, und Rahmenbedingungen ändern sich“, sagt Birner. Der Verlängerungsantrag für eine Förderung liege bereits in München. Gleichwohl müssen erst noch die sieben Traunsteiner Gemeinden über eine Fortführung entscheiden. „Wir warten zunächst ab, wie die drei BGL-Gemeinden entscheiden“, denn bei einem sofortigen Ausstieg hätte die Finanzierung neu geregelt werden müssen. Für die verbleibenden sieben Gemeinden ist Birner zuversichtlich, denn die Arbeit der ÖMR werde durchwegs als Erfolg gesehen. „Ziel ist eine dauerhafte Einrichtung“, betont der Vorsitzende, also über den Förderzeitraum hinaus. Die Beschlüsse aller Kommunen beträfen die drei Jahre des aktuellen Förderzeitraums. „Weitergehende Beschlüsse waren aktuell ohnehin nicht geplant“.
Was bedeutet der Ausstieg nun konkret? Zum Beispiel für den biozertifizierten Laufener Schlachthof? „Vernetzung und Vermarktung sind schon auf einem guten Weg“, antwortet Birner, „jetzt gilt es, sich mit der Biosphäre abzustimmen, damit kein Kompetenzproblem entsteht.“ Er rechnet mit einer „vernünftigen Lösung“.
Marlene Berger-Stöckl spricht von einem Rückschlag für die Traunsteiner Gemeinden, die ihren Kollegen im Nachbarlandkreis die Hand gereicht hatten. „Es ist nicht die Zeit, wieder Mauern zwischen den Landkreisen zu errichten.“ Hans-Jörg Birner nimmt es zumindest nach außen hin eher gelassen: „Ich sehe nicht so schwarz. In drei Jahren kann viel passieren.“