Ein digitaler Marktplatz für Bioprodukte

Vermarkter und Förderer gründen Verein – Diskussion über den Vereinsnamen „Ökogenuss Waginger See“

Hannes Höfer, Südostbayerische Rundschau vom 7. Februar 2020

Traunstein / Berchtesgadener Land. „Die Angebote der Region bündeln.“ Biobauer Sebastian Kettenberger brachte damit das Ziel des neuen Vereins auf den Punkt. Jedes Mitglied hat das Recht, seine Produkte auf einer neu zu schaffenden Homepage anzubieten. Verbraucher können via Internet die gewünschten Waren auswählen, bestellen und sich direkt ins Haus liefern lassen. Der Einladung der Ökomodellregion Waginger See / Rupertiwinkel (ÖMR) zur Vereinsgründung im Kühnhausener Seewirt waren rund 50 Bauern, Direktvermarkter und Interessierte gefolgt. Über Ziele und Ausrichtung war man sich rasch einig, schwieriger gestaltete sich die Findung eines Vereinsnamens.

Gefördert von der bayerischen Staatsregierung und mit professioneller Unterstützung durch die TH Deggendorf mit dem Campus Grafenau soll eine Plattform „digitales Alpendorf“ solche Projekte unterstützen. „Die Fördergelder sind da“, machte Kirchanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner in Kühnhausen deutlich. Finanziert werden ein Anschubmarketing, Produktfotografie und anderes mehr. Die Region um den Waginger See ist eines von fünf Pilotprojekten in Bayern.

„Der Marktplatz im Internet ist groß und vielfältig“, hofft Kettenberger auf einen „neuen Kundenkreis“. Ins Haus gebracht werden sollen die Waren von Hans Lecker und seinem Team. Sein Laufener Biohof Lecker beliefert bereits jetzt rund 700 Kunden pro Woche zwischen Berchtesgaden, Chiemsee und Pfarrkirchen. Er wird die Waren auch mit den neuen Kunden abrechnen. „Das bietet jede Menge Synergieeffekte“, gab sich Hans Lecker zuversichtlich, der Aufwand für den einzelnen Produzenten bleibe „relativ überschaubar“.

ÖMR-Koordinatorin Marlene Berger-Stöckl lobte die professionelle Vorarbeit des kleinen Teams um Hans Lecker und Sebastian Kettenberger. Gemeinsam hatte man Vereinssatzung, Geschäfts- und Beitragsordnung ausgearbeitet. Ein eingetragener Verein (e.V.) will man zunächst nicht werden, denn jede Änderung und jeder Eintrag wäre in Folge mit Kosten verbunden. Berger-Stöckl erwartet die Fertigstellung dieser Plattform bis Ende 2020. In einem zweiten Schritt sollen auch größere Abnehmer wie Wirte mit ins Boot kommen. Darauf freut sich auch Gastgeber Alfred Wagner: „Das passt bei mir toll ins Programm“, es gebe „tolle Bioprodukte aus der Region.“

Aus philosophisch-historischer Sicht betrachtete Hermann Hofstetter diesen „Meilenstein einer langen Geschichte.“ Zu dieser langen Geschichte hatte der Schöpfungsbeauftragte der Diözese einen ganzen Stapel Bücher mitgebracht; vom „Ende des Wachstums“ bis zu „Grün kaputt“. Landwirtschaftsminister seien gekommen und gegangen, was immer weniger geworden sei, waren die bäuerlichen Betriebe. Von ehemals 1,4 Millionen in Westdeutschland seien heute gerade mal gut 200 000 übrig. In dem neuen Verein sieht Hofstetter viele kleine Teile, die zu einem eistungsfähigen Netz würden, für zukunftsfähige Arbeitsplätze und einen „reduzierten Fußabdruck.“ – „Auf geht’s!“, machte er den Mitgliedern Mut.

Neben einer Mitgliedschaft als Bio-Lieferant ist eine Förder- und eine Premium-Fördermitgliedschaft möglich. Der Grundbeitrag für Mitgliedsbetriebe beträgt zunächst unabhängig von der Betriebsgröße 100 Euro pro Jahr. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung den 34-jährigen Sebastian Kettenberger. Ein Stellvertreter ist Hans Koch. Der 60-Jährige betreibt in Holzhausen bei Teisendorf ein „kleines Sache.“ Der dritte in der Führungsriege ist Stephan Scholz aus Sondermoning, wo der 57-Jährige eine mobile Käserei betreibt. Waren laut Satzung zunächst fünf Beisitzer vorgesehen, so wurden am Ende acht daraus: Thomas Reese, Andreas Buchwinkler, Hermann Hofstetter, Michael Steinmaßl, Hans Lecker, Jutta Staudt-Franzen, Yvonne Liebl und Marlene Berger-Stöckl. Kassenprüfer sind Hans Posch und Sepp Probst.

Doch wie soll der neue Verein heißen? Eingängig und nicht austauschbar sollte der Name sein. Während Marlene Berger-Stöckl für einen „boarischen“ Begriff warb, mahnte Pettings Altbürgermeister Markus Putzhammer, es müssten alle verstehen können. Von „Bio dahoam“ über „Bioglust“ fanden sich schließlich acht Vorschlage auf der Leinwand. Mit deutlicher Mehrheit durchgesetzt hat sich am Ende "Ökogenuss Waginger See".

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